Kinder Filmkritik

Wohne lieber ungewöhnlich

C'est quoi cette famille?! (Was für eine Familie!)

© Filmladen / Foto: JEAN-CLAUDE LOTHER

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Bastien und seine zahlreichen Halb- und Stiefgeschwister haben es satt, von Elternteil zu Elternteil zu ziehen und dafür einem ausgeklügelten Stundenplan folgen zu müssen. Gemeinsam beschließen sie, in die leerstehende Wohnung des Stiefvaters zu ziehen. "Aus der Sicht der Jugendlichen, allen voran Bastiens, der mit einem Voice-over durch den Film führt, wird kritisch auf die Erwachsenenwelt geblickt: Da gibt es die schräge Yogamutter, die gestrenge Glucke, die gestresste Chaotin, den karrieregeilen Egomanen, den gedankenlosen Frauenhelden und den Computernerd, der meint, dass es ausreicht, per Webcam am Leben seiner Tochter teilzunehmen." (Sabina Zeithammer)

Regie:
Regie:
Gabriel Julien-Laferrière
Darsteller:
Darsteller:
Julie Gayet, Thierry Neuvic, Julie Depardieu, Lucien Jean-Baptiste
Land/Jahr:
Land/Jahr:
F 2016
Dauer:
Dauer:
99 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
ab 12

Die Liebe in Zeiten der Patchworkfamilie

Sabina Zeithammer | 30.05.2018

Der 13-jährige Bastien hat genug: Die Erwachsenen haben ihn mit ihrer Unfähigkeit, langfristige Beziehungen zu führen, nicht nur zu einem Skeptiker gegenüber der Liebe gemacht, sondern auch eines Heims beraubt. Mit seinen vier Halb-und Stiefgeschwistern aus den drei Ehen seiner Mutter sowie seinen beiden Cousinen teilt er das Schicksal eines Nomadenlebens zwischen den Wohnsitzen der insgesamt acht Mütter und Väter. Also tüftelt Bastien einen Plan aus. Die leer stehende Wohnung seines Stiefvaters wird gekapert und zum Zuhause der Kinder erklärt, in dem die Erziehungsberechtigten nun tageweise vorstellig werden sollen.

Mit "Wohne lieber ungewöhnlich" (Original: "C'est quoi cette famille?!) nimmt sich der französische Regisseur Gabriel Julien-Laferrière des immer verbreiteteren Themas Patchworkfamilie an. Aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen, allen voran Bastiens, der mit einem Voice-over durch den Film führt und sich gegen seinen Willen in seine Mitschülerin Alice verguckt, wird kritisch auf die Erwachsenenwelt geblickt: Da gibt es die schräge Yogamutter, die gestrenge Glucke, die gestresste Chaotin, den passiven Melancholiker, den karrieregeilen Egomanen, den gedankenlosen Frauenhelden und den Computernerd, der meint, dass es ausreicht, per Webcam am Leben seiner Tochter teilzunehmen.

Die fröhliche Wohngemeinschaft wird zu einem Ort, an dem sich Eltern und Kinder zu einer Großfamilie zusammenraufen, die der Brüchigkeit der Kernfamilie entgegensteht. All das erzählt Julien-Laferrière mit einem leichtherzig-überdrehten Tonfall, der seinen Film als Werk für die ganze (Patchwork-)Familie kennzeichnet. Für Bastiens finale Erkenntnis, dass das Liebesglück keineswegs zu den Dingen gehört, die anzustreben unsinnig ist, hätte es das kitschige Ende allerdings nicht gebraucht.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Votiv)

Dieser Film bei Video on demand

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