Restaurants, Gaststätten Bars Lokalkritik

Café Kandl

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Dinner- und Abendlokal mit ca. 300 Positionen Wein (Fokus auf Naturweinen), regionale und saisonale Gerichte; hauseigene Kreativ-Cocktails. Verwendung biodynamischer Produkte von ausgewählten Produzent*innen. Wunderschöner Gastgarten im Innenhof.

Adresse:
Adresse:
Kandlgasse 12
1070 Wien
Telefon:
Telefon:
01/890 89 38 15
E-Mail:
E-Mail:
mail@cafekandl.at
Website:
Website:
www.cafekandl.at
instagram.com/cafekandl/
facebook.com/cafekandl/
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Di–Sa 18–24 öffnet um 18:00 Uhr
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€€ (Hauptspeisen € 15-25)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Bars, Restaurants, Gaststätten
Sonstiges:
Sonstiges:
Gastgarten

Alles ist gut

Ein neues Café mit fantastischem Garten, argen Drinks und sehr guter Küche

Foto: Heribert Corn

Robin Peller wuchs in einer Wiener Hippiefamilie auf, brannte mit 16 durch, war Surfer in Portugal, Restaurator in Cambridge und Fotograf in der ganzen Welt. Vor zehn Jahren nahm ihn eine Freundin das erste Mal in die Loos-Bar mit, in die er sich auf Anhieb verliebte, weshalb er dort als Abwäscher begann und jeden Cent, den er entbehren konnte, in Cocktail-Studien investierte. Peller stand in der Folge hinter der Theke der Loos und bei Roberto, wechselte dann aber ins Museumsbusiness, bis ihm ein internationales Projekt zu groß wurde und er absprang.

Kurz gesagt: Robin Peller ist ein interessanter junger Mann, der schon allerhand erlebt hat. Und eines Tages ging er durch die Kandlgasse, sah, dass das alte Café Kandl gerade zugemacht hatte, ging in den Innenhof des alten Biedermeierhauses und erlebte dort quasi eine Erleuchtung: Hier muss man ein Lokal machen, eine Art modernes Kaffeehaus, in das man kommt, um sich zu treffen, sich auszutauschen, zu essen, aber auch um zu trinken, „ein Lokal mit super Kaffee, geilen Drinks und tollem Essen“.

Gut, diese Idee hatte Robin Peller wahrscheinlich nicht als Erster, nur: Was er und sein Compagnon Jamil El Azem aus dem alten Beisl gemacht haben, ist definitiv mehr als nur bemerkenswert. Dass man bei der Gestaltung auf ein Design zurückgriff, wie man es aus Waldviertler Bio-Hotels kennt, verblüfft ein bisschen. Er wollte nichts Modernes, sondern eine Einrichtung, die in 30 Jahren auch noch gilt und vor allem auch noch hält.

Der Hofgarten, der ihn damals so flashte, ist tatsächlich eine Augenweide, eine renovierte Baracke, eine hölzerne Terrasse, die Bäume umfassend – das Wort „Idylle“ drängt sich auf, schade, dass gerade nicht Frühling ist. Der Espresso ist von Süssmund und super, auch die Bar kann’s natürlich, allein 22 Gins aus aller Welt, elf Gin Tonics, 13 coole Wermuts und eine eigene Karte mit hauseigenen Kreativ-Cocktails, von denen einer sogar den Namen von Österreichs erster Bundeskanzlerin trägt (ja, ein Bier-Cocktail).

Und jetzt zum ganz Tollen: Es kocht Julian Lechner, und der war zuvor im Aend und bei Mraz & Sohn, also in zwei Restaurants, die augenblicklich das Beste und Modernste an Essbarem anbieten, was es im Land gibt. Das, was Lechner da an Frühstück vorlegt, wirkt einigermaßen endgültig, abends gibt’s feine Snacks, wirklich sensationell ist aber, was der Mann da als Mittagsmenü rausbringt: etwa eine Sellerie-Kardamom-Cremesuppe allerfeinster Güte, wenn man bisher nicht wusste, wie Kardamom schmeckt, danach weiß man’s. Und eine Maishendlbrust, so zart und saftig und knusprig und köstlich, mit Pinienkern-Reis und Rosmarin-Jus, und das zusammen um 11,80 Euro. Oida! Wenn’s das Café Kandl schafft, zumindest in ein paar Punkten so gut zu bleiben, wie es gerade ist, ist das schon toll.

Resümee:

Ein auf den ersten Blick unscheinbares Lokal, in dem aber auf fast allen Niveaus Top-Klasse herrscht. Und in dem man sich jetzt schon auf den Frühling freut.


Café Kandl 7., Kandlgasse 12, Tel. 0664/348 58 09, Di–So 8–2 Uhr, www.cafekandl.at



4000 Lokale in einem Buch
Das übersichtliche Nachschlagewerk für den kleinen wie den großen Hunger.