Bars Lokalkritik

Johann im Park

Sommerlocation im Kursalon. Barsnacks; Spritzer-Variationen, Longdrinks. Stilvolles Ambiente, große Terrasse für 180 Pers. mit Blick in den Stadtpark. Hauseigener Parkplatz. Behinderten-WC und Lift.

Adresse:
Adresse:
Johannesgasse 33 (Kursalon Wien)
1010 Wien
E-Mail:
E-Mail:
office@dasjohann.at
Website:
Website:
www.impark.at
facebook.com/imPark.at
instagram.com/impark.at
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mi–So 16–23 öffnet um 16:00 Uhr
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Bars
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen am Sonntag, Essen im Grünen, Terrasse

Pizza statt Walzer

Gut gegessen hat man im Kursalon Hübner noch nie. Das könnte sich jetzt ändern

Wenn man da so auf der Terrasse sitzt, in den Stadtpark schaut und die Hitze der Stadt mit einem Cynar Spritz zu löschen versucht, hat man ganz kurz das Gefühl, nicht in Wien zu sein.

Ist man aber. Sogar an einem irgendwie historischen Ort: dem Kursalon Hübner, dessen Geschichte eine Geschichte des Scheiterns ist. Und zwar gleich von Beginn weg: Der 1867 eröffnete Salon zur Verabreichung von Heilwasser blieb damals leer, weil in Wien niemand Lust auf selbiges hatte. Und als dann Ende des 20. Jahrhunderts der Ballsaal verfiel, beendete die Stadt Wien Johannes Hübners Pachtvertrag, vermietete zuerst an die Casinos Austria, verkaufte dann an den Billa-Gründer Karl Wlaschek, der seinerseits an Hübners Familie. Die wiederum verpachtete 2002 an den Unternehmer Josip Susnjara, der hier fortan Walzershows für Bustouristen veranstaltete. Und stets auch versuchte, mit diversen Gourmet-Konzepten den Kursalon kulinarisch attraktiv zu machen, was aber immerzu scheiterte.

Im Juni gab es nun einen neuen Anlauf: Das Konzept stammt von Marco Simonis, einem gastronomischen Multi-Unternehmer, der unlängst auch das neue Restaurant im Döblinger Casino Zögernitz eröffnete.

Simonis ist Profi, also wird nur die Terrasse bespielt, der unattraktive Innenbereich dient als Empfangsraum; eine Campari-Bar sorgt für Aperitif-Getränke, und weil Simonis erklärter Südfrankreich-Fan ist, versuchen viele Olivenbäume vom Stil-Flickwerk vergangener Jahrzehnte abzulenken.

Und man kann hier jetzt auch wirklich essen. Gut, die spanischen Salzmandeln als Snack kann man sich sparen (€ 5,90), das Steak-Tatar verführte einen dann aber schon ein bisschen in Richtung Côte d’Azur der 60er-Jahre: nicht mit dem ganzen Gewürz- und Saucen-Allerlei wie bei uns in Osteuropa, sondern fein gehackt, dezent gewürzt, mit Estragon-Creme und kleinem Salat serviert, sehr gut. Etwas Dijon-Senf vielleicht noch (€ 14,50). Die Salade niçoise war leider ein Flop, denn an diesem einzigen Salat, den die französischen Granden als „echtes“ Essen akzeptieren, muss man nichts verändern oder interpretieren, man muss ihn einfach nur so gut wie möglich zubereiten. Also die Anchovis nicht in der Sauce verarbeiten (das ist Caesar!) und Thunfisch nicht als rohes Sashimi drauflegen (€ 21,–).

Hauptthema ist hier aber die sogenannte Nuvola, eine angeblich aus dem Latium stammende Mischung aus Focaccia und Pizza, hübsch belegt und mit Schere zum appetitlichen Zerteilen serviert. Doch wer isst schon Pizza, wenn da was von Roulade vom Bio-Truthahn, mit Pilzen gefüllt, mit Estragon-Weißwein-Sauce und Kartoffelgratin steht? Na eben. Und diese Roulade war nicht nur schön anzusehen, sondern wirklich gut und wieder sehr Frankreich und ließ den Salat fast vergessen (€ 19,–).

Resümee:

Der Kursalon kocht wieder. Diesmal ein bisschen französisch, aber nicht übertrieben, die tolle Location kann endlich gefahrlos besucht werden.



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