Mit dem Wurm singen
Arthur Lauber in FALTER 20/2017 vom 19.05.2017 (S. 46)
Viele Kindergärten setzen beim Erlernen der deutschen Sprache auf die Lieder des Ohrwurms „Bakabu“. Jetzt bekam das blaue Wesen auch ein eigenes Kinderbuch
Im Kindergarten ist der Wurm drin. Seit vergangenem März hat das Rathaus Bakabu-Liederbücher an die Wiener Kindergärten geschickt. Laut seinem Erfinder, dem Autor Ferdinand Auhser, stammt Bakabu aus dem „Singeland“, laut den Initiatoren des Projekts können die Lieder des blauen „Ohrwurms“ gezielt die deutsche Sprache lehren. Kinder mit und ohne deutsche Muttersprache.
Auch in Niederösterreich, im Burgenland und in Graz: Bakabu als Stoffmaskottchen, in Büchern und CDs in die Kindergärten. Nach einem Jahr hat das Projekt etwa 250.000 Kindergartenkinder im deutschsprachigen Raum erreicht. Kürzlich wurde dazu auch
das Kinderbuch „Bakabu und der goldene Notenschlüssel“ präsentiert, dessen Hörbuchversion vom Schauspieler Christian Tramitz gesprochen wird.
Kinderlieder gibt es viele. Im Unterschied zu herkömmlichen Kindersingbüchern erarbeiteten für Bakabu Musiker gemeinsam mit Wissenschaftlern Lieder, die beim Sprach- und Grammatikerwerb helfen sollen. Damit den Kindern das Deutschlernen trotzdem Spaß macht, wurden die Lieder vorab in Kindergärten getestet und umkomponiert, wenn sie nicht gut ankamen.
Der Bakabu-Initiator Arthur Lauber ist Komponist und mit der Musikszene verwachsen. Er hat für etwa 200 Film- und Fernsehproduktionen die Musik verfasst, unter anderem für den „Kaisermühlen Blues“. Die Methode für sein aktuelles Projekt hat er sich von Mönchen abgeschaut. „Während meines Studiums an der damaligen Musikakademie habe ich gelernt, dass die Mönche des Mittelalters Kinder singend unterrichtet haben, weil der Gesang es leichter macht, sich Dinge zu merken“, erzählt er.
Schon damals habe er sich gedacht, es wäre toll, wenn auch heute Kindern die deutsche Sprache gezielt über den Gesang nähergebracht würde. Fünf Jahrzehnte hindurch blieb es beim Gedanken. Im vergangenen Jahr setzte er seine Idee aus Studienzeiten um.
Liedtexte, Gesang und Musik kommen vom Musiker und Komponisten Manfred Schweng, die Hirnforscherin Annemarie Seither-Preisler ist wissenschaftliche Beraterin des Projekts, die Sprachwissenschaftlerin Barbara Rössl-Krötzl hat darauf geachtet, dass die Lieder auch gezielt beim Erlernen der deutschen Grammatik helfen. Rössl-Krötzl ist Expertin auf dem Gebiet. Sie hat unter anderem die „Beobachtungsbögen zur Erfassung der Sprachkompetenz“ entwickelt, die Kindergartenpädagogen von allen Kindern anlegen.
Die Bakabu-Liedtexte sind simpel gestrickt: „Wie kommst du in den Kindergarten, wo alle deine Freunde warten?“, lautet der Text eines Liedes. Die Antwort: „Ich fahre mit der Straßenbahn: Bim-bim“ oder auch: „Ich fahre mit dem Autobus: Brumm-brumm“. Andere Kinder gehen zu Fuß: „Tripp, trapp, tripp, trapp“.
„Wir wollten Lieder machen, die nicht abstrakt sind, sondern darauf Bezug nehmen, was Kinder tagtäglich erleben“, sagt Lauber. Speziell für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache seien die klassischen Kinderlieder wie der „Bi-Ba-Butzemann“ oder „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ nur schwer verständlich und auch ein deutschsprachiges Kind habe heutzutage selten mit einem Fuchs zu tun.
Also handeln die Bakabu-Lieder von großen und kleinen Enten, die Quack-Quack machen, von den fünf Fingern der Hand mit dem „kleinen Finger Wuzzi, Wuzzi, Wuzz“ oder einfach davon, gemeinsam das Spielzeug wegzuräumen. Beim „Ui, wie schaut’s da aus?“-Trällern lernen die Kinder nicht nur, Ordnung zu machen, sondern auch, zweigeteilte Verben richtig zu verwenden. Und im Idealfall auch, später einmal das Kinderzimmer selbst aufzuräumen.