Katzen können auch Geschichten erzählen
Sebastian Fasthuber in FALTER 11/2015 vom 13.03.2015 (S. 29)
Kuschel ist eine Katze. Eine ganz normale Katze wie Millionen andere auch, sollte man meinen. Das Haus der Familie, bei der sie lebt, dient ihr als Basislager für ihre Abenteuer im Garten und in der Umgebung. Die Katzenklappe dient als Tor zur Welt – und wieder zurück zum sicheren Futter- und Schlafplatz.
Doch in den Augen ihrer Ernährer ist Kuschel ein Monster. An einem Tag schleppt sie einen toten Vogel an und lässt ihn ausgerechnet am Teppich liegen. Kurz darauf wiederholt sich das Theater mit einer Maus. Die Tochter der Familie liebt ihr Kätzchen über alles, ist aber ganz fertig, weil Kuschel andere Tiere tötet. Die Eltern, besonders der Vater, sehen in der "Killerkatze" ein Ärgernis.
Die Grenze ist erreicht, als Kuschel eines Tages einen toten Hasen durch die Katzenklappe zieht. Die Katzenklappe wird daraufhin zugenagelt: Kuschel kann zwar noch rauslaufen, aber muss vor der Tür warten, bis sie wieder ins Haus darf.
Anne Fines Buch ist im englischen Original schon vor 20 Jahren erschienen. Die Ausgabe des Moritz Verlags punktet mit liebevollen Illustrationen zum Familienleben mit Katze. Der Clou der Geschichte ist die Erzählhaltung: Kuschel redet selbst. Und als Katze hat sie natürlich einen ganz eigenen Blick auf die Dinge.
Katzen haben das Internet erobert. Warum sollen sie keine Kinderbücher schreiben können? "Tagebuch einer Killerkatze" beweist: Es ist möglich.
ab 6 Jahren